Inhalt

Sebastian George (ca. 1740 – 1796)
Sonata (Quartet) B-dur for fortepiano, 2 violins and violoncello, SG V:13

Quartet F-dur for two flutes, viola and cello, SG VII:1

Quartet d-moll for two violins, viola and cello, SG VI:9

Sonata D-dur for fortepiano and flute, SG V:4

Quartet B-dur for cello obligato, flute, violin and bass, SG VII:2

Quintet B-dur two flutes, two violins and cello, SG VIII:4

Impressionen

Eine Lebenslange Reise / A Lifelong Journey

Sebastian George

Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war eine Zeit der rasanten Entwicklung
des Musiklebens in Moskau. Angezogen von guten Gehältern unternahmen
ausländische Musiker lange und schwierige Reisen, um Jahre in Russland
zu verbringen oder ganz dort zu bleiben. Die Arbeit in einem fernen Land
gab neue Perspektiven und kreative Impulse beim Komponieren. Einer dieser
Kapellmeister/Komponisten, der ca. 1766 in Moskau auftrat, war der um 1740 in
Mainz geborene Sebastian George. In den frühen 1770er Jahren verbanden ihn
seine Aufgaben als Kapellmeister mit der Moskauer Universität und den Privatkapellen
der Scheremetjews und Rasumowskis. Von 1776 bis 1779 unterhielt
er in St. Petersburg als Kaufmann ein Geschäft, das Noten, Musikinstrumente
und andere Waren, z.B. Wein, importierte. Nach seiner Rückkehr nach Moskau
begann George eine Zusammenarbeit mit dem berühmten Petrowski-Theater,
wo 1780 seine einzige Oper aufgeführt wurde. 1782-1783 organisierte er mehrere
große Vokal- und Instrumentalkonzerte. 1783 verließ die Familie George
Russland. Anfang der 90er Jahre kehrte George nach Moskau zurück.
Leider geriet seine Arbeit im 19. Jahrhundert völlig in Vergessenheit; in
den ersten Studien zur russischen Musik des 18. Jahrhunderts wurde George
nur am Rande erwähnt. Da seine Musik den Forschern unbekannt war, zählte
man ihn zu jenen Fremden, die man abschätzig als „eine ganze Generation
ausländischer Komponisten, die nach Russland kamen, um Arbeit zu suchen“
bezeichnete. Diese Einschätzung konnte sich erst ändern, als die Leiterin der
Musikabteilung der Wernadski-Nationalbibliothek der Ukraine in Kiew, Larissa
Ivtschenko, eine wissenschaftliche Veröffentlichung des Katalogs der Sammlung
des Grafen A. Rasumowski durchführte. Die Entdeckung von Manuskripten
von Georges Orchester- und Kammermusikwerken gab den Impuls für ihre
Aufführung, und die Qualität der George Musik übertraf alle Erwartungen.

Die Bandbreite der Genres, in denen der Komponist arbeitete, ist sehr groß.
Da ist die Oper, sind Kantaten, Orchestersymphonien, Klavierkonzerte, verschiedene
Kammermusikwerke – Quintette, Streich- und gemischte Quartette,
Trios, Klaviermusik mit und ohne Begleitung. Unsere Aufnahme enthält Kammerkompositionen
für eine Vielzahl von Kombinationen von Instrumenten –
auch ungewöhnliche…

Interpreten

Polina Gorshkova Traversflöte
Dorothee Kunst Traversflöte
Adam Pastuszka Barockvioline
Svetlana Ramasanova  Barockvioline / Barockviola
Evgeny Sviridov Barockvioline
Pavel Serbin Barockcello
Dimitri Dichtiar Barockcello
Alexander Puliaev 
Hammerklavier

Inhalt

Sebastian George (ca. 1740 – 1796)
Quintett F-Dur
für zwei Flöten, zwei Violinen und Violoncello

Johann Joseph (Ivan) Kerzelli (1752 – 1820)
Trio Nr. 5 c-Moll aus „Six Trios pour Deux Violons ou Flute, Violon et Basse“

Johann Heinrich Facius (1759 – 1810)
Duetto für zwei Violoncelli Nr. 3 D-Dur aus „Trois duos pour deux violoncelles“

Johann Joseph (Ivan) Kerzelli
Trio Nr.1 a-Moll aus „Six Trios pour Deux Violons ou Flute, Violon et Basse“

Joseph Haydn (1732 – 1809)
Symphonie „Roxelane“
Anonyme Bearbeitung für zwei Flöten

Sebastian George (ca. 1740 – 1796)
Concertino G-Dur für zwei Flöten, zwei Violinen
und Violoncello

Impressionen

Les Barbares Galantes

Meisterwerke deutscher Komponisten in Moskau 1770 - 1800

Die Musikkultur des 18. Jahrhunderts schenkte der Menschheit tausende exzellenter Kompositionen, von denen viele zu Unrecht vergessen in Archiven ihr Dasein fristen. Umso interessanter ist es für uns heute, diese Schätze der Vergangenheit zu erforschen.

Das russische Musikleben des 18. Jh. war für europäische Liebhaber der Alten Musik schon immer eine Terra incognita. Dabei ist bekannt, dass die Musik am Hof von Katharina II. genau wie an den führenden europäischen Höfen eine große Rolle spielte. Alle Lebensbereiche waren von Musik geprägt, von der Hofoper bis hin zu privaten Theateraufführungen, von Konzerten in den Räumen der Kaiserin bis hin zu Kammermusik in den Häusern der Aristokratie und der Bürger. Leider haben wir kaum Informationen über die aufgeführten Werke.

Die gleichgültige Haltung des 19. Jh. gegenüber dem Erbe der Zeit der Aufk lärung, Revolutionen und Archivbrände zerstörten zahlreiche musikalische Texte. Zum Beispiel galt die Musik Moskaus von 1770-1790 als unwiderrufl ich verloren und es stellte sich die Frage: Existierte sie überhaupt? Durch sorgfältige Archivsuche ist es uns gelungen, sie doch aufzuspüren.

Die musikalische Landschaft war zu dieser Zeit in beiden russischen Hauptstädten (der „neuen Hauptstadt“ St. Petersburg und der alten, patriarchischen, Moskau) sehr le-bendig. Hausmusik und das Unterhalten einer kleinen, privaten Hauskapelle war für Aris-tokratie und bürgerliche Oberschicht fast obligatorisch. In den meisten Orchestern waren einige, oft mals berühmte, Musiker und Kapellmeister aus Europa beschäft ist.

Außerdem unterhielten in den Hauptstädten neben den Th eatern auch Waisenhäuser eigene Orchester. Dies führte zu einem regen Wettstreit: Wer wird die neueste, sensatio-nellste Orchestersinfonie spielen? Wer wird den besten Dirigenten oder Solisten ködern? Auf diese Art wurden einige hervorragende Musiker und Komponisten angeworben, von denen drei auf dieser CD zu hören sind. Alle drei wurden nach ihrem Tod fast vergessen, in der Sowjetzeit wurde ihre Arbeit als „handwerklich“ geschmäht. Der heutige Zuhörer hat nun die Gelegenheit, sich von der Ungerechtigkeit dieser Geringschätzung zu überzeugen.

Interpreten

Polina Gorshkova Traversflöte
Instrument: Rudolph Tutz, Innsbruck 2013, nach Heinrich Grenser, Dresden ca. 18. Jhd.

Dorothee Kunst Traversflöte
Instrument: Martin Wenner, Singen 2018, nach Heinrich Grenser, Dresden ca. 18. Jhd.

Martyna Pastuszka Barockvioline
Instrument: Valentino Siani, Florenz 1638

Adam Pastuszka Barockvioline
Instrument von Roger Hargrave, 2016, nach Guarneri del Gesu

Pavel Serbin Barockcello
Instrument: Anonymus, Amsterdam School, ca. 1770

Davit Melkonyan Barockcello
Instrument: Albert Caressa, 1905, Paris